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 Betreff des Beitrags: Die Glaubwürdigkeit der Idee Europa
BeitragVerfasst: Montag 7. März 2011, 17:12 
Brennmeister
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Registriert: Sonntag 18. September 2005, 16:40
Beiträge: 4802
Wir erleben im Moment einen wahrscheinlich historischen Umbruch der arabischen Welt. Die Despoten - sei es nun Tunesiens Ben Ali, Libyens Gaddafi oder Ägyptens Mubarak - der repressiven Diktaturen, die jahrzehntelang jegliche politische Opposition niederdrückten, werden nun von ihren Völkern nicht mehr geduldet. Die Menschen setzen bei ihrer Revolution (überraschenderweise?) jedoch nicht auf Gegengewalt, sondern setzen ihr Leben aufs Spiel, indem sie durch friedliche Demonstrationen für die Idee der Demokratie und den Wert der Freiheit eintreten. Die Machthaber scheinen intellektuell ohnmächtig bzw. werden sich plötzlich dieser Ohnmacht bewusst, die das Resultat von Gesellschafts- oder besser Herrschaftsformen ist, deren einziges Legitmations- und Überzeugungsmittel von Beginn an die Gewalt war und nie argumentative und freiheitliche Politik.

Einen guten Überblick über den "Aufruhr in der arabischen Welt" und den "Sog der Revolution" bietet die folgenden Seiten von Spiegel Online u. a. mit einer interaktiven Landkarte: http://www.spiegel.de/thema/unruhen_in_arabien_2011/

Und wie verhält sich Europa? Was tut diese Vereinigung von Ländern, die bisher immer vorgab, für eben die Werte zu stehen, für die die arabische Bevölkerung nun auf die Straße geht? Eine klare Haltung und schnelle Reaktion ist erschreckenderweise nicht erkennbar. Obwohl es richtig ist, die revolutionären Kräfte ihre eigenen Ideen verwirklichen zu lassen und ihnen nicht gleich Empfehlungen für neue Gesellschaftsformen und Verfassungen aufzuzwingen, ist es genauso falsch, einfach nichts zu tun und Menschen, die ihr Leben für die Verteidigung der geistesgeschichtlichen Grundlagen des Bündnisses Europa riskieren, schlichtweg ihrem Schicksal zu überlassen. Statt zu helfen, wird erst einmal über Sanktionen "nachgedacht".

Nur wieso ist dem so? Exemplarisch für die Beziehungen Europas zur arabischen Welt möchte ich hier einmal das Beispiel Libyen heranziehen und den folgenden Kommentar Ute Bruckers aus den tagesthemen vom 22.02.2011 zitieren und zur Diskussion stellen, die der Meinung ist, dass sich Europa schon lange habe kaufen lassen: http://www.tagesschau.de/multimedia/vid ... 64270.html

Wie ist eure Meinung dazu? Was haltet ihr von der Glaubwürdigkeit Europas, der Idee der Demokratie und dem Wert der Freiheit im Jahre 2011?



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 Betreff des Beitrags: Re: Die Glaubwürdigkeit der Idee Europa
BeitragVerfasst: Montag 7. März 2011, 23:05 
Brennmeisteranwärter
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Registriert: Montag 19. September 2005, 02:44
Beiträge: 998
alter hut.
schon bei saddam sagte der ami, 'er ist zwar ein schweinehund, aber er ist unser schweinehund.' -als er noch nützlich und nicht zu aufmüpfig war.
interessantes zitat aus dem link ;)
Zitat:
Was jetzt in Ägypten passiert, ist für die europäische und für die amerikanische Außenpolitik etwas ziemlich Irritierendes. Man merkt das auch an den teils peinlichen Diskrepanzen zwischen EU-Außenministerin Catherine Ashton und den Regierungschefs der großen europäischen Mächte (Silvio Berlusconis Lobeshymne auf Mubarak stellt einen Sonderfall von Hirn in der Hose dar und zählt nicht): Das Demokratiepathos der Kommission hat unmittelbar mit ihrer De-facto-Entmachtung durch die Staats- und Regierungschefs zu tun. Moral war immer die Zuflucht der Machtlosen.

Wer nichts zu verlieren hat, kann leicht moralisch sein. Für die großen Mächte stehen ökonomische Beziehungen, strategische Interessen und militärische Konstellationen auf dem Spiel. Man hat ihnen immer den Vorwurf gemacht, sie stellten solche Interessen über die Moral.
Seien wir froh, dass sie es tun. Denn im Namen einer höheren Moral agieren die Selbstmordattentäter in Tel Aviv, Kabul und Bagdad.


solange die despoten, diktatoren etc. im sinne des geldadels und der lobbyisten/industrie handeln, ist alles ok.

und deshalb wird die dortige entwicklung auch mit gemischten gefühlen gesehen von diesen herren.
wer sagt, das am ende von demokratischen wahlen nicht islamisch gerichtete fundamentalisten mit wenig ambitionen, die ölindustrie zu unterstützen, stehen?

da ist ein 'berechenbarer' diktator, der sich mit westlichen pretiosen ködern läßt, wahrscheinlich willkommener.
also füße stillhalten und abwarten. und gegebenenfalls 'massenvernichtungswaffen' finden....

ach ja, die frage:
Was haltet ihr von der Glaubwürdigkeit Europas, der Idee der Demokratie und dem Wert der Freiheit im Jahre 2011?

die antwort



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 Betreff des Beitrags: Re: Die Glaubwürdigkeit der Idee Europa
BeitragVerfasst: Donnerstag 17. März 2011, 02:53 
Brennmeister
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Registriert: Sonntag 18. September 2005, 16:40
Beiträge: 4802
So langsam scheint hinsichtlich Libyens der momentan gern zitierte Kairos, also der richtige Augenblick, um die selbst vertretenen Werte zu verteidigen, indem man Gaddafi an dem Mord am eigenen Volk hindert, verschlafen worden zu sein - von einer internationalen Gemeinschaft, die anscheinend doch keine ist.

Gaddafi begrüßt das natürlich und applaudiert sogar, dass Europa (in diesem Falle Deutschland) ihn sein menschenverachtendes und totalitäres Regime aufrecht erhalten lässt. Auf den Punkt bringt es der Kommentar aus den tagesthemen vom 16. März.



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