Silberruecken hat geschrieben:
Erziehungswissenschaften zu studieren, ist ja keine Schande, bei Germanistik bin ich mir nicht so sicher.
Meinst du mir macht das Spaß?
Scherz beiseite, es kommt wohl ziemlich auf die Uni an, wie sich die Germanistik darstellt, ich wurde jedenfalls an meiner Uni bis aufs Mark vom germanistischen Institut enttäuscht, welches vollkommen inkompetent ist und die Studenten von vorne bis hinten schikaniert. Wohl aus dem Grund, dass zu viele in diesem Studiengang eingeschrieben sind und einige Lehrende schon halbwegs mumifiziert sind, weshalb sie nicht in der Lage sind eine der Zeit entsprechende Vorlesung bzw. Seminar zu halten. Sprüche wie "Wie, sie können kein Griechisch? Dann sind sie hier glaube ich falsch" oder "Meine Folien sind mein geistiges Eigentum, das stelle ich doch nichts ins Internet" sind leider bei einigen Dozenten an der Tagesordnung. Ansonsten regiert auch oft die Langeweile. Na was solls, Anglistik soll noch schlimmer sein und fachlich interessiere ich mich ansonsten nur für Deutsch
Aber nun zu deinem eigentlich Kritikpunkt:
Silberruecken hat geschrieben:
Ich warte ja seit mehr als dreißig Jahren (seit meinem zweiten Staatsexamen) darauf, die wissenschaftliche Herangehensweise (so, wie ich sie von der Mathematik und Physik her kenne) in den Erziehungswissenschaften zu entdecken, das wird anscheinend aber wirksam torpediert. Seit Pisa herrscht nur noch blinder Aktionismus, der langsam aber sicher bei mir nur noch hysterische Lachanfalle erzeugt. Da wird der Istzustand akribisch erforscht und öffentlich gemacht, statisches Handwerkzeug wird über die Maßen strapaziert (Diagramme gibt es sofort online, Auswertungen in beliebiger Dichte werden mir an den Kopf geworfen), dummerweise gab es vorher keinerlei Handreichungen, kein didaktisches Material (das versprochen wurde), keine Versuche der Erhöhung der Methodenkompetenz bei den Unterrichtenden...
Es ist einfach nur zum Davonlaufen.
Ich glaube, das liegt erstmal am Unterschied der Disziplinen, denn die Erziehungswissenschaften funktionieren nun mal nicht mathematisch oder wenden eine Theorie wie physikalische Gesetze an, was bei dem "Gegenstand" Mensch meiner Meinung nach auch nicht möglich ist, schließlich funktionieren wir nicht wie eine Maschine
Wenn du von der Herangehensweise der Erziehungswissenschaften sprichst, müsstest du mir noch erklären um was es direkt geht, denn in der Forschung bin ich natürlich noch nicht selbst tätig, ist glaube ich noch ein bisschen zu früh dafür
. Meinst du vielleicht den empirisch-analytischen Zweig der EW?
Darüber hinaus verstehe ich dich voll und ganz, wenn du PISA, blinden Aktionismus und die Überbewertung statistischer Ergebnisse kritisierst! Ich bin auch ein entschiedener Gegner der Methodenfaszination und den PISA-Tests, die ja nicht ohne Grund von der OECD in Auftrag gegeben wurden. Denn was wird bei PISA überhaupt festgestellt? Nur das Ergebnis verschiedener Tests! Die Ergründung der Ursachen der Tests spielt keine Rolle, die Zielsetzungen der Tests sind unklar (wahrscheinlich nur wirtschaftliche Nutzungsinteressen), und als Konsequenz der Tests werden grundsätzlich nur Schnellschusslösungen von modernen Methodengurus herangezogen, die weder etwas verbessern werden, noch eigene Ziele verfolgen, außer dem Aufstieg Deutschlands in der Rangfolge eines fragwürdigen Tests.
Ich persönlich halte übrigens Leute wie Hilbert Meyer für einen der wenigen aktuellen Vertreter einer vernünftigen, überlegten, reflektierten und handlungsorientierten Pädagogik, die Methoden grundsätzlich im Zusammenhang zum Inhalt und Ziel des Unterrichts sehen und klare Anforderungen und Ziele formuliert.
Silberruecken hat geschrieben:
Willst du später in das Lehren gehen?
Naja, ich studiere im Bachelor-System, ich bin schon froh, wenn ich nachher nicht arbeitslos bin
! Aber mit dem Abschluss des Masters ist man zum Lehrberuf befähigt und kann ein Referendariat anstreben, was ich nicht unbedingt verneine