„Wir sind Deutschland“
Frankfurter Rundschau: Volker Schmidt in einem Leitartikel
19.09.2008
„Wir sind uns hoffentlich einig, alle Gemeinschaften mit dem gleichen Maß zu messen. Was das bedeutet – darüber müssen sich auch die Demonstranten gegen Pro Köln verständigen.“
Es darf nicht bei Gegendemonstrationen zur Blockade und zum Verweigern von Bier an Nazis bleiben. Denn dadurch lässt sich die liberale Gesellschaft durch Rechte die Wochenendfreizeit bestimmen. Man muss sich bewusst werden, was genau „Toleranz“ bedeutet. Angebrachte Kritik, etwa an demokratiefeindlichen Tendenzen mancher islamischer Gemeinde, muss ausgesprochen werden dürfen – ohne gleich in dei falsche Schublade gesteckt zu werden, von der aus lauter Applaus ertönt.
„'Wir' sind nicht nur die Mehrheitsgesellschaft, die um des lieben Friedens willen eine Minderheit integriert. Wir sind Deutschland – Christen, Muslime, Hindus, Wellness-Buddhisten, Irgendwie- und Gar-nicht-Gläubige.“
Wer in einem demokratischen Land die Kirche im Dorf lassen möchte, darf anderen Glaubensgemeinschaften nicht nur Gebetsräume im Hinterhof zugestehen. Wie genau dieses gleiche Maß auszusehen hat, an dem alle Gemeinschaften gemessen werden, muss offen diskutiert werden.
„Was bedeutet es, Offenheit zu fordern? Muss der Moschee-Bauherr Ditib es Günter Wallraff erlauben, im Bethaus aus den 'Satanischen Versen' Salman Rushdies zu lesen? Verlangen wir dann von Kardinal Joachim Meisner, dass er Charlotte Roche zur 'Feuchtgebiete'-Lesung auf die Kanzel bittet? Lustig wär's.“
gefunden in
„Antifaschismus mit Spaßeffekten“
Telepolis: Peter Bürger in einem Meinungsbericht
21.09.2008
„In Köln haben Nazis und andere Hetzer nichts zu lachen. Der CDU-Oberbürgermeister ist stolz auf seine Stadt, und die Boulevardpresse vor Ort feierte schon am Samstag genüsslich die Niederlagen der Euro-Faschisten“
Rechtstextreme Besucher finden keine Taxen, da diese per Rundfunk-Aufruf das Gebiet weiträumig umfahren. Manch ängstlicher Pro-Köln-Teilnehmer wird von Zivilpolizisten zum Hotel gefahren, wo ohnen jedoch von der Managerin das Mitverhältnis gekündigt wurde. Auch die Reservierung für ein Geburtstagsessen wurde vom Inhaber gekündigt.
Der Autor kritisiert in diesem Artikel die in den Nachrichten erwähnten Stereotypen zu 'linksradikaler Gewalt'. Zusammen mit einem evangelischen Theologenfreund hat er an einer Blockade am Köln-Deutzer Bahnhof teilgenommen, um die 'Heranführung der Rassisten vom Flughafen' zu verhindern. Die Mehrheit der Teilnehmer kam aus dem Antifa-Spektrum, das von der Rheinischen Post als 'Krawallmacher' klassifiziert wurde. Allerdings habe er von 9.40 Uhr bis zur Abreise um 16.15 keinerlei Gewalt feststellen können. Dazu beigetragen hat sicherlich die Polizei aus NRW mit einer klugen Zurückhaltung. Eine Düsseldorfer Studentin hat dagegen in der Innenstadt sehen können, dass bayerische 'Gesetzeshüter' nicht deeskalierendes, sondern sogar sehr aggressives Verhalten aufwiesen.
Eine Pauschalisierung sei in diesem Fall nicht so einfach möglich. Ein Großteil der so genannten 'Linksradikalen' vereinbart lediglich zivilen Ungehorsam und hält sich auch daran. Die Medien berichten jedoch natürlich lieber über die auffälligen Teilnehmer, die es immer gibt und geben wird. Und es war nicht die stille Untätigkeit, sondern es waren eben diese Blockaden, die zu den Einschränkungen von Pro-Köln durch die Polizei geführt haben.