HSeber hat geschrieben:
Wundert mich , das dies erst jetzt passiert ist....
BenGurion hat geschrieben:
...Aber jetzt ist die Situation für Heranwachsende wirklich extrem schlimmer geworden
...
Und da bleibt sowas eben nicht aus ...
Tut mir Leid, aber so einfach darf man es sich wirklich nicht machen, wenn man das Problem an der Wurzel entfernen will - auch wenn einem ein vereinfachtes Wirklichkeitsbild und eine vermeintlich genau zu lokalisierende Ursache einem selbst ein Gefühl von Sicherheit vermittelt.
Sicherlich hat sich die gesellschaftliche Situation und der Arbeitsmarkt für die heutigen Jugendlichen, wozu ich mich auch noch zählen könnte, deutlich verschlechtert. Allerdings stehen Frustration und Depression in keinerlei kausalem Ursache-Wirkungs-Verhältnis zu geplantem Mord! Genau so verhält es sich doch auch bei den so genannten "Killerspielen", die von denkenden Menschen niemals als solitäre Ursache für die Ausführung eines Mordes verstanden werden kann - auch wenn politische Schnellschüsse genau das behaupten wollen!
Die Sichtweise, dass die Umstände oder die gesellschaftliche Gesamtsituation direkt verantwortlich für Amoklauf und damit für Mord sei, versperrt von vornherein ein Auffinden der wirklichen Ursachen und die Suche nach wirkliche Problemlösungen. Schließlich kann man auf Grund so einer Diagnose nur noch sagen: "OK, dann ist das alles eben so, kann man halt nicht ändern und wundern brauch man sich auch nicht mehr, dass Leute jetzt zum Morden getrieben werden". Man muss sich einfach damit abfinden, dass die Ursachen nicht so leicht und so leicht zu finden sind, wie man es gerne hätte - das wird hier doch auch immer richtigerweise bei der Killerspiel-Debatte angeführt!
Allerdings hat Ben ja schon einige Problemfelder angesprochen, denen ich mich teilweise anschließen kann:
BenGurion hat geschrieben:
TV-/Internet-Verblödung ... Lieblosigkeit in der Familie ...
Die Allgegenwart der Medien und die von Ihnen ununterbrochen ausgehenden Reize sind ein massives Problem, vor allem wenn der Nutzer keine "Medienkompetenz" besitzt - das bedeutet nicht nur die technische Beherrschung des Gerätes, sondern vor allem auch die kritische Auseinandersetzung mit den Inhalten! Zwar muss man feststellen, dass der menschliche Geist noch nicht auf der Höhe der Technik angekommen ist, allerdings darf man dabei nicht stehenbleiben, sondern muss alles tun, um den Menschen vom Kindesalter an die Fähigkeiten zu vermitteln, mit denen sie den heute selbstverständlich gewordenen (!) Medien gewachsen sind und bewußt mit ihnen umgehen können!
Die "Lieblosigkeit in der Familie" interpretiere ich so, dass es in der Tat immer mehr Menschen gibt, die nicht in der Lage zu sein scheinen, 1+1 zusammen zu zählen und über Schwangerschaften überrascht sind, woraus nicht selten (es sei denn, es kommt zur Abtreibung) "ungewollte" Kinder entstehen, denen sich die Eltern gegenüber weder verantwortlich genug zeigen noch ein liebevolle Beziehung entwickeln können oder wollen. Allerdings kann ich nicht genau sagen, worin die Ursachen dieser Entwicklung liegen. Ob man wirklich pauschal annehmen kann, dass z.B. Hartz-IV-Empfänger Kinder oft als zusätzliche Einkommensquelle sehen, wage ich in Bezug auf den Großteil der Bezieher zu bezweifeln. Allerdings wird die finanzielle Situation der Eltern in irgendeiner Weise schon Einfluss auf die Beziehungsqualität zu den Kindern haben. Tote Babys im Kühlschrank sprechen für sich. Gefordert ist auf Grund der momentanen Erkenntnislage also vor allem eine intensive und auch schnell voran getriebene Ursachenanalyse!
Zu den verschiedenen Generationenbegriffen möchte ich noch sagen, dass diese einerseits inhaltsleer erscheinen (wie z.B. "Generation X") und andererseits teilweise auch die Form einer Selbst-Stigmatisierung angenommen haben, da alle Generationenbezeichnungen meiner Meinung nach immer von den Betreffenden selbst ausgewählt werden, wie hier z.B. am Beispiel der "No-Future-Generation". Wer sich also einer bestimmten Generation zuordnet, übernimmt auch die mit dem Begriff verbundenen Assoziationen, was nicht bei jedem Generationenbegriff positive Auswirkungen haben kann, da viele negativ besetzt sind.