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 Betreff des Beitrags: Bundespräsident Horst Köhler ist zurückgetreten
BeitragVerfasst: Montag 31. Mai 2010, 16:31 
Brennmeister
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ARD hat geschrieben:
Bundespräsident Köhler tritt zurück

Bundespräsident Köhler hat nach der scharfen Kritik an seinen Afghanistan-Äußerungen seinen sofortigen Rücktritt erklärt. Er reagiere damit auf den mangelnden Respekt für sein Amt, sagte er. Bundesratspräsident Böhrnsen übernimmt nun kommissarisch das Amt - binnen 30 Tagen muss die Bundesversammlung Köhlers Nachfolger wählen. [...]

Quelle: http://www.tagesschau.de/inland/koehler ... tt100.html

Weiterer Artikel: http://www.heute.de/ZDFheute/inhalt/3/0 ... .html?dr=1



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 Betreff des Beitrags: Re: Bundespräsident Horst Köhler ist zurückgetreten
BeitragVerfasst: Montag 31. Mai 2010, 16:41 
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 Betreff des Beitrags: Re: Bundespräsident Horst Köhler ist zurückgetreten
BeitragVerfasst: Montag 31. Mai 2010, 16:52 
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genau so unnützer teurer luxus wie eine königin in england! :afraid:

bei vertragsbruch wäre eine vertragsstrafe fällig, das wär doch auch mal was für politiker, oder...!?



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 Betreff des Beitrags: Re: Bundespräsident Horst Köhler ist zurückgetreten
BeitragVerfasst: Montag 31. Mai 2010, 19:41 
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Bei aller Politik(er)verdrossenheit finde ich eure Äußerungen sehr oberflächlich und überzogen ... :mpff:

Gruß magic



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 Betreff des Beitrags: Re: Bundespräsident Horst Köhler ist zurückgetreten
BeitragVerfasst: Montag 31. Mai 2010, 20:23 
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Meiner Meinung nach hat Köhler, im Gegensatz zu anderen politischen Flachzangen den Mumm gehabt, auch mal unbequeme Wahrheiten auszusprechen und dafür wurde ihm zünftig vor den Koffer geschissen.

Der Mann hat vollkommen Recht, sein Amt hinzuschmeissen.

Gruss
Fuxe



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 Betreff des Beitrags: Re: Bundespräsident Horst Köhler ist zurückgetreten
BeitragVerfasst: Montag 31. Mai 2010, 21:36 
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Ich vermute, dass die aktuelle Kritikwelle für Köhler nur die Spitze des Eisbergs dargestellt und den Rücktritt lediglich ausgelöst hat - die Ursachen müssen woanders liegen. Kein Bundespräsident hat schließlich jemals das Amt von sich aus niedergelegt und ich bezweifle auch, dass Köhler dies nur auf Grund einer einzigen missverstandenen Äußerung getan hat. Die Frustration muss anscheinend schon lange an ihm genagt haben, was auch immer jetzt der genaue Grund dafür ist.

Schade, dass er jetzt so plötzlich geht, auch wenn ich seine Motive verstehen kann. Obowohl er den deutschen Bürgern bei Amtsantritt so gut wie unbekannt war, hat er sich im Laufe der Zeit zu einer geschätzten Persönlichkeit entwickelt, die Deutschland meiner Ansicht nach immer würdig repräsentiert und die von der Politik eher ignorierten Misstände deutlich artikuliert hat.



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 Betreff des Beitrags: Re: Bundespräsident Horst Köhler ist zurückgetreten
BeitragVerfasst: Montag 31. Mai 2010, 22:10 
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trotzdem ist und bleibt der ganze präsidentenquatsch unabhängig von der person, unnütz und überflüssig! wir haben nun mal eine kanzlerin und die hat das sagen innen und außenpolitisch!
wozu noch so ein sinnloses marionettenamt unterhalten? sind doch nur unnötige kosten! ;)

und dieser köhler hat sicher nicht mehr oder weniger für das gemeine volk übrig wie die anderen regierungtypen auch, dem weine ich nicht nach!
soll er sich doch vorher überlegen was er sagt und wie und warum überhaupt!



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 Betreff des Beitrags: Re: Bundespräsident Horst Köhler ist zurückgetreten
BeitragVerfasst: Montag 31. Mai 2010, 22:18 
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Fuxe hat geschrieben:
Meiner Meinung nach hat Köhler, im Gegensatz zu anderen politischen Flachzangen den Mumm gehabt, auch mal unbequeme Wahrheiten auszusprechen und dafür wurde ihm zünftig vor den Koffer geschissen.

Der Mann hat vollkommen Recht, sein Amt hinzuschmeissen.

Gruss
Fuxe


was denn für ein amt?
der hat doch keine verantwortung, und müßte seine meinung noch nicht mal kund tun!
wenn der bundespräsident den ganzen tag in die kamera lächelt, hat er sein geld doch schon verdient, händeschütteln, hier und da mal eine unterschrift, fertig!

evtl. hat er sich ja tierisch gelangweilt so ohne wirkliche herausforderung!?



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 Betreff des Beitrags: Re: Bundespräsident Horst Köhler ist zurückgetreten
BeitragVerfasst: Montag 31. Mai 2010, 22:38 
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kramer hat geschrieben:
der hat doch keine verantwortung, und müßte seine meinung noch nicht mal kund tun!
wenn der bundespräsident den ganzen tag in die kamera lächelt, hat er sein geld doch schon verdient, händeschütteln, hier und da mal eine unterschrift, fertig!

evtl. hat er sich ja tierisch gelangweilt so ohne wirkliche herausforderung!?


Falsch.

Zitat:
Am 24. Oktober 2006 fertigte Köhler erstmals ein Gesetz nicht aus. Die vom Bundestag beschlossene Privatisierung der Deutschen Flugsicherung (DFS) und das dazu verabschiedete Flugsicherungsgesetz sei mit dem Grundgesetz unvereinbar. In der Folge wurde das Gesetz fallen gelassen,


Gruss
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 Betreff des Beitrags: Re: Bundespräsident Horst Köhler ist zurückgetreten
BeitragVerfasst: Dienstag 1. Juni 2010, 13:50 
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ReCoN hat geschrieben:
Die Frustration muss anscheinend schon lange an ihm genagt haben, was auch immer jetzt der genaue Grund dafür ist.
[...]
Persönlichkeit entwickelt, die [..] die von der Politik eher ignorierten Misstände deutlich artikuliert hat.


Das ist mir viel zu widersprüchlich.

Ein Populist mit monarchistsichem Anspruch, einer der sich mit pseudokritischen Äusserungen volksnah gab und dann als zuwenig geliebte Mimose hingeschmissen hat, so schaut es für mich schlüssiger aus. Seine Kritik am System hatte keine Substanz, und das Scheitern der neoliberalen Heilslehre oder mögliche Alternativen hat er gerade nicht ordentlich formuliert. Dafür hat er nun das sinkende Schiff fluchtartig verlassen, m.E. nicht ohne dabei das Amt zu beschädigen.


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 Betreff des Beitrags: Re: Bundespräsident Horst Köhler ist zurückgetreten
BeitragVerfasst: Dienstag 1. Juni 2010, 19:04 
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kris2f hat geschrieben:
Ein Populist mit monarchistsichem Anspruch, einer der sich mit pseudokritischen Äusserungen volksnah gab und dann als zuwenig geliebte Mimose hingeschmissen hat, so schaut es für mich schlüssiger aus.

Es sieht so aus, als ob sich unsere Wahrnehmungen da grundlegender unterscheiden, was wohl auch an einem unterschiedlichen Politikverständnis liegen wird. Ich selbst bin jedenfalls kein Mensch, der von anderen grundsätzlich nur das Schlechte sieht oder versucht, jegliche Äußerungen und Handlungen in dieser Weise zu interpretieren. Des Weiteren verstehe ich nicht, worauf deine Kritik basiert.

kris2f hat geschrieben:
Seine Kritik am System hatte keine Substanz, und das Scheitern der neoliberalen Heilslehre oder mögliche Alternativen hat er gerade nicht ordentlich formuliert. Dafür hat er nun das sinkende Schiff fluchtartig verlassen, m.E. nicht ohne dabei das Amt zu beschädigen.

OK, dann würde diese Anklage aber auch gerne an Hand seines (geistigen) Schaffens erläutert bekommen, z.B. hier an Hand seiner Berliner Reden:

Berliner Rede 2006 ("Bildung für alle"): http://www.bundespraesident.de/artikel- ... e-2006.htm

Berliner Rede 2007 ("Das Streben der Menschheit nach Glück verändert die Welt"): http://www.bundespraesident.de/Reden-un ... e-2007.htm

Berliner Rede 2008 ("Arbeit, Bildung, Integration"): http://www.bundespraesident.de/artikel- ... e-2008.htm

Berliner Rede 2009 ("Die Glaubwürdigkeit der Freiheit"): http://www.bundespraesident.de/artikel- ... e-2009.htm



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 Betreff des Beitrags: Re: Bundespräsident Horst Köhler ist zurückgetreten
BeitragVerfasst: Dienstag 1. Juni 2010, 20:28 
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Hab mir gerade die http://www.bundespraesident.de/artikel-,2.653316/Berliner-Rede-2009.htm angeschaut. Auf mich wirkt das oft oberflächlich und nicht zuende gedacht und zu unpräzise. Köhler schreibt über einen Nord-Süd Konflikt und für offene Märkte. So pauschal haut das nicht hin, und wem sollen wir uns bzw. unsere Märkte noch mehr öffnen, dem chinesischen Wanderarbeiter nicht, dafür wieder mal Afrika?

Und die Banker, die sollten nicht für Umsatz bezahlt werden, meint Köhler, sondern für Kundenzufriedenheit über den Tag hinaus. Nachhaltigkeit ist aber ganz woanders gefordert, und eine Regulierung der Finanzmärkte schaut auch anders aus. Seine Formulierung für mich ein Beispiel z. Thema Populismus.

"Ich will Ihnen eine Geschichte meines Scheiterns berichten", nun jetzt kann Köhler ja über eine neue Geschichte seines Scheiterns berichten, passende Worthülsen und Allgemeinplätze von sich geben und nochmals sein neoliberales Bekenntnis zur Globalisierung mit netten sozialen Forderungen verbrämen. Ich verzichte mal drauf, die ganzen eher belanglosen Passagen hier als Zitate reinzukopieren.

Problematisch auch, wenn er potenziell zu politischen Forderungen ansetzten müßte, aber beim geforderten "Anstand" hängen bleibt. Auch beim Thema der Kreditklemme kommt er nicht 'in die Pötte', begreift das Problem nicht, beschreibt wehleidig Symptome. Sein Fazit schließlich: "Jetzt führt uns die Krise vor Augen: Wir haben alle über unsere Verhältnisse gelebt." Nein, Herr Köhler, ganz ganz viele Menschen haben in unserem Land seit über zehn Jahren nicht über ihre Verhältnisse gelebt, sondern massive Lohn und Einkommensverluste, zum Teil unter die Existenzgrenze. Immer noch radikale Umverteilung von Unten nach Oben, die Verluste sozialisieren, Gewinne privatisieren. Passend dazu seine Passage "Schutz des Privateigentums, das konstitutiv ist für Freiheit und Wohlstand".

"Zu viele Leute mit viel zu wenig eigenem Geld konnten riesige Finanzhebel in Bewegung setzen" Hier sieht Köhler wieder nur einen kleinen Teil des Problems, bleibt hinreichend allgemein, unkonkret in der Konsequenz. Er hat womöglich gar nicht begriffen, dass z.B. über heutige Computersysteme auch kleine und nur kurzfristig genutzte "Finanzhebel" riesige Auswirkungen haben können, dass die Schnelligkeit des Handels oder besser der Spekulation extrem zugenommen hat. Er sagt "Ich konnte die gigantischen Finanzierungsvolumen und überkomplexen Finanzprodukte nicht mehr einordnen". Statt dessen will er auch unsere Probleme in Afrika lösen.

"Als Land in der Mitte Europas und als Exportnation sind wir auf freien Handel und möglichst viele Nationen angewiesen, die daran teilnehmen." Köhler begreift nicht, dass unser Aussenhandelsüberschuss auch ein Problem darstellt, das weniger über Ex- bzw. Importe aus Afrika gelöst werden kann, als durch vernünftige Mindestlöhne und einen gestärkten Binnenmarkt bei uns. Und die Zerstörung deutscher Arbeitsplätze und Kultur hat in den letzten dreißig Jahren durch Entwicklungshilfe und wohlmeinenden Transfer schon genug Unheil angerichtet.


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 Betreff des Beitrags: Re: Bundespräsident Horst Köhler ist zurückgetreten
BeitragVerfasst: Mittwoch 2. Juni 2010, 19:20 
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CSU und FDP machen den Weg für von der Leyen frei :stare:

Zitat:
Die Chancen von Ursula von der Leyen auf die Köhler-Nachfolge haben sich weiter verbessert. FDP und CSU verzichten auf einen eigenen Kandidaten. Damit wäre der Weg für die Arbeitsministerin frei – bis Freitag will die Koalition ihren Kandidaten nominieren.
Quelle: Handelsblatt ... weiter lesen

die fehlt mir auch noch, dann werden demnächst alle neuen Internet Sperren durchgewunken
und blind unterzeichnet :mpff:

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Die Zensur ist das lebendige Geständnis der Großen, daß sie nur verdummte Sklaven treten, aber keine freien Völker regieren können.
Johann Nepomuk Nestroy

Auszeichnungen und Preise sind wie Hämorrhoiden. Früher oder später bekommt sie jedes Arschloch.
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 Betreff des Beitrags: Re: Bundespräsident Horst Köhler ist zurückgetreten
BeitragVerfasst: Donnerstag 3. Juni 2010, 02:50 
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Ich finde den Rücktritt konsequent (wenn auch in der Form und Kürze überzogen).

Die von Köhler gegebene Begründung hingegen war lächerlich, weil sie den Rücktritt argumentativ ad absurdum führte (wenn man diese Begründung denn als aufrichtig einstufen wollte).

Wenn das denn alles - die Kritik an seiner Einlassung zur Durchsetzung deutscher Wirtschaftsinteressen die Bundeswehr einzusetzen - nur haltlose Unterstellungen ohne Grundlage wären, dann müsste er auch nicht von jetzt auf gleich zurücktreten.

Das war wirklich eine erbärmliche Begründung, weil er im Prinzip damit es so hingedreht hat, dass er wegen bösartiger (aber angeblich faktisch unhaltbarer und substanzloser) Kritik zurücktritt.

Wegen falscher Unterstellungen und noch so bösartiger - aber eben unbegründeter - Kritik muss niemand zurücktreten.
Er hat sich damit quasi selbst zur beleidigten Leberwurst gemacht.
Kindisch.
Andererseits ist es natürlich nicht zu erwarten, dass jemand in einer solchen Position sich hinstellt und öffentlich zugibt, dass er schlicht im übermüdeten Zustand eine mißvertändliche Äußerung getan hat und sich dafür entschuldigt.
Das konnte Köhler so nicht öffentlich (verbal) erklären.
Der schnelle Rücktritt als solcher ist jedoch der Beleg für die Einsicht, dass er einen schweren Fehler begangen hat, da seine Äußerung im krassen Gegensatz zum Grundgesetz und der dort festgelegten Grundlagen für den Einsatz der Bundeswehr steht.

Man muss Köhler sicherlich zugute halten, dass er sein Amt anders genutzt hat als viele vorher gedacht hatten.
Er hat sich kritischer zu Fragen der Real-Politik geäußert als erwartet und wie hier schon andere aufgezeigt haben auch in konkreten Fällen die Unterschrift unter hastig zusammengeschusterte Gesetze verweigert.

ReCoN hat geschrieben:
Deutschland meiner Ansicht nach immer würdig repräsentiert und die von der Politik eher ignorierten Misstände deutlich artikuliert hat.
Ja, seh ich auch so.
Wobei ich jedoch auch kris2f beipflichte, dass das doch häufig sehr oberflächlich und gestanzt wirkte.

Wirklich interessant ist doch:
ReCoN hat geschrieben:
Obwohl er den deutschen Bürgern bei Amtsantritt so gut wie unbekannt war, hat er sich im Laufe der Zeit zu einer geschätzten Persönlichkeit entwickelt
Genau da liegt doch der Igel im Salz !
Dass er sein Amt im großen und ganzen (bis zum Rücktritt) anständig ausgefüllt hat, ist ja schön und gut.
Bloß die Art und Weise wie er in dieses höchste Amt im Staate gelangt ist, wirft ein ganz düsteres Bild auf den Zustand unserer Demokratie.
Der Bundespräsident soll ja der höchste Repräsentant des Volkes sein.
Wenn dann jemand der der breiten Öffentlichkeit vollkommen unbekannt ist im Hinterzimmer zum Bundespräsident "gemacht" wird, ist das eine Form von gelenkter Demokratie.

Gut, das ganze Konstrukt mit der Bundesversammlung ist natürlich vor den historischen Erfahrungen aus der Weimarer Republik entstanden.
Stichwort: Hindenburg und dessen Unterstützung für Hitler.
Die Väter und Mütter des Grundgesetzes (+ Alliierte Siegermächte) wollten eben unter allen Umständen vermeiden, dass das Volk durch eine Direktwahl des Präsidenten (und sei es nur indirekt so wie durch die Wahl von Opa Hindenburg) einem Populisten (damals Hitler untertützt durch von Hindenburg) "auf den Leim geht".

Man hat es in der Hinsicht nach meiner Einschätzung mit den Vorsichtsmaßnahmen jedoch übertrieben.
Der Bundespräsident ist im Gegensatz zum Reichspräsidenten in seinen praktischen politischen Befugnissen sowieso stark eingschränkt.
Der Bundespräsident ist in erster Linie wirklich nur der höchste Repräsentant des Volkes (jedoch eher symbolisch und eben nicht durch konkretes politisches Handeln).

Dessen Wahl dann durch die Wahlmänner und Wahlfrauen der Bundesversammlung durchführen zu lassen, ist quasi eine doppelte Sicherung.

Vor Horst Köhler haben sich die jeweils am politischen Drücker befindlichen Parteien zumindest noch die Mühe gemacht einen Kandidaten zu finden, welcher der Öffentlichkeit bekannt ist und dementsprechend auch über ein Ansehen verfügt.
Einen Nobody (allenfalls Lesern von Capital und den wenigen ausführlichen Lesern der Wirtschaftsteile anderer Zeitungen bekannt) quasi zu "inthronisieren" war jedoch im Prinzip ein Akt des politischen Zwanges.

Es wurde ein Mechanismus (Wahl durch die Bundesversammlung) welcher ursprünglich zum Schutz der Demokratie installiert wurde, dazu benutzt die Demokratie (die Meinung des Volkes) vollständig zu umgehen.
Denn die Delegierten der Bundesversammlung sind eben keine Vertreter des Volkes, sondern Vertreter der gewählten Parteien !
Man könnte dagegen natürlich argumentieren, dass das Volk die Parteien durch die Wahlen zu Bundes- und Landtagen natürlich erst in die Positionen gebracht hat einen derartigen politischen Einfluß auszuüben (Delegierte zur Bundesversammlung zu entsenden).
Formal ist das sicherlich richtig.

Nun kommt jedoch das große Aber:
Der "Fall" Köhler zeigt doch exemplarisch auf welchem Wege die öffenliche Meinung manipuliert werden kann.
ReCoN hat geschrieben:
Obwohl er den deutschen Bürgern bei Amtsantritt so gut wie unbekannt war, hat er sich im Laufe der Zeit zu einer geschätzten Persönlichkeit entwickelt.
Eben auch mit relativ großer Zustimmung in der Bevölkerung.
Entscheidend ist:
Es muss nur lang genug medial kommuniziert werden, dann schluckt die Bevölkerung jede Entscheidung.
Genauso wie viele jetzt Frau Merkels "Begründungen" ("alternativlos" etc.) im Zusammenhang mit der Finanzkrise (aktuell die Griechenland Pleite) schlucken.

Und wenn man sich dann die Einlassungen eines - eher weniger in Verdacht von Neo-Liberalismus- und Konservatismus-Sympathie stehenden - Giovanni di Lorenzo (Die Zeit) bei Reinhold Beckmann anhört, wo er u.a. alle politischen Bewegungen jenseits der etablierten Parteien als populistisch brandmarkt, dann zeigt dass, wie stark unsere Demokratie von einigen tausend (oder hundert ?) Politikern und Journalisten medial dominiert wird.

Wenn man die Anteile an abgegebenden Stimmen der derzeit regierenden Parteien von CDU und FDP bei der letzten Bundestagswahl auf die wahlberechtigte Bevölkerung umbricht, dann werden wir von einer Regierung vertreten, welche knapp 34 Prozent der Wahlberechtigten repräsentiert.

Und wenn dann wiederholt selbst in solchen angeblich als links geltenden Polit-Magazinen wie Panorama (Kontraste, Monitor) von den Moderartoren (z.B. Anja Reschke) Formulierungen verwendet werden wie: "Nun hat sich ja eine Mehrheit der Deutschen bei der Bundestagswahl für die Koalition von CDU und FDP entschieden ......", dann habe ich eher den Eindruck, dass wir in einer medial gelenkten Mehrparteien-Diktatur leben und nicht in einer Demokratie.

Alle kritischen Berichte haben da eher eine Ventil-Funktion.
Solange sich am Ende alle Journalisten darauf einigen, dass die Regierung (derzeit CDU und FDP) die Mehrheit hat (angeblich vertritt) und einige Entscheidungen eben "alternativlos" sind, dann bleibt alles wie es ist.

Ist halt alles "alternativlos".
Ja, ist es das tatsächlich ?

Jeder der eben Alternativen sieht, ist dann halt Populist.
Ist ein Feind der "freiheitlichen" (Kapital-Strom) Ordnung und damit angeblich kein Demokrat.

Die Frage ist nur: Was ist Demokratie ?
Demokratie ist eben kein Zustand.
Demokratie muss immer wieder erneuert, erkämpft und verteidigt werden.

Aber wir leben ja schon in der perfekten Demokratie und Mutti Merkel wird schon wissen was sie tut.
Und bald fängt die Fußball-WM an.
Wenn schon kein Brot da ist (weil das Geld dafür "alternativlos" in Kapital-Konstrukten verschwindet), wird das Volk zumindest mit Spielen abgelenkt.

Ja haben sich denn alle (!) Journalisten und Politiker verschworen ?
Nein, natürlich nicht.
Ansonsten wäre ich ja nicht nur Populist, sondern auch noch Verschwörungs-Theoretiker.

Die Begriffe Populist, Verschwörungs-Theoretiker und ihre Verwendung ist im Zusammenhang mit dem Medium Internet das perfekte Mittel um jede Form von substantieller Kritik zu entschärfen.
Man muss garnicht mehr auf Argumente im Detail eingehen, man setzt einfach ein breites Grinsen auf und winkt ab.
Praktisch.

Ich sehe keine Verschwörung, sondern einen sich verstärkenden medialen Selbst-Resonanz Prozess.
Die Rolle der neueren elektronischen Medien und ihre rechtliche Stellung im Rahmen einer demokratischen Ordnung muss neu hinterfragt werden.
Insbesondere hinsichtlich der politischen Einflußnahme durch politische Parteien (u.a. durch Fernseh-Räte) und Wirtschafts-Lobbys (Beeinflußung durch Kapital-Ausstattung).

In diesem Zusammenhang möchte auf ein Buch des früheren Verteidigungsminister Hans Apel (SPD) verweisen, welcher schon 1991 feststellte:
"Die deformierte Demokratie : Parteienherrschaft in Deutschland"
ISBN: 3421065985

Und wo ich gerade bei Hans Apel bin (Mitgründer des Seeheimer Kreises innerhalb der SPD) und mir dann anhören muss, dass der derzeitige Sprecher des Seeheimers Kreises Garrelt Duin als Nachfolger von Köhler Peer Steinbrück vorschlägt, dann habe ich eher den Eindruck von Augsburger Puppenkiste und nicht eines ernsthaften politischen Diskurses.

Und so ist der Vorschlag Frau von der Leyen auch vollkommen abwegig.
Vielleicht in 20 Jahren eine Option.
Weil: wenn jetzt schon das Amt des Bundespräsidenten dafür herhalten müsste, unliebsame Konkurrenten unschädlich zu machen, dann wäre ein neuer Tiefpunkt erreicht.
Mit dem Arbeitsministerium hat man ihr doch schon einen derart schweren Stein ans Bein gebunden (ist doch kein Blumentopf zu gewinnen).

Als einziger der bisher genannten, käme nach meinem Empfinden jemand wie Norbert Lammert in Betracht.
Oder welchen ernsthaften Kandidaten seht ihr ?



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 Betreff des Beitrags: Re: Bundespräsident Horst Köhler ist zurückgetreten
BeitragVerfasst: Donnerstag 3. Juni 2010, 09:04 
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Schnullerbacke hat geschrieben:

Das war wirklich eine erbärmliche Begründung, weil er im Prinzip damit es so hingedreht hat, dass er wegen bösartiger (aber angeblich faktisch unhaltbarer und substanzloser) Kritik zurücktritt.Wegen falscher Unterstellungen und noch so bösartiger - aber eben unbegründeter - Kritik muss niemand zurücktreten.
Er hat sich damit quasi selbst zur beleidigten Leberwurst gemacht.
Kindisch.


Zustimmung

Schnullerbacke hat geschrieben:
Andererseits ist es natürlich nicht zu erwarten, dass jemand in einer solchen Position sich hinstellt und öffentlich zugibt, dass er schlicht im übermüdeten Zustand eine mißvertändliche Äußerung getan hat und sich dafür entschuldigt.
Das konnte Köhler so nicht öffentlich (verbal) erklären.
Der schnelle Rücktritt als solcher ist jedoch der Beleg für die Einsicht, dass er einen schweren Fehler begangen hat, da seine Äußerung im krassen Gegensatz zum Grundgesetz und der dort festgelegten Grundlagen für den Einsatz der Bundeswehr steht.


Ich denke mir mittlerweile was ganz Anderes, der war direkt vorher in Afghanistan und hat wohl zum ersten mal gesehen wie falsch der Westen den Einsatz dort propagiert, es ist ein Krieg und keine "humanitäre Aktion". Und zu einem Krieg muß man dann auch wenns schwer fällt es sich einzugestehen auch bereit sein und z.B. seine Soldaten die man dort hinschickt entsprechend ausrüsten, statt nur als Zielscheiben dort rumfahren zu lassen. Ich kenne Offiziere die dort schon mehrmals im Einsatz waren, was wir hier gelegentlich mitkriegen ist bestenfalls die Spitze des Eisbergs, denen geht dort der Arsch mittlerweile auf Grundeis, weil die gar nicht die richtige Ausrüstung und Befehls- und Auftragsstruktur für ihren wahren Einsatz mit dem sie dort konfrontiert sind haben, und das alles aus politischen Gründen, weil der Bundestag dem nie zustimmen würde.

Das hat Köhler alles wohl zum ersten mal richtig mitbekommen, da er jemand ist der nicht nur Pressetermine wahrninmmt und Reden schwingt sondern sich auch wirklich mit einfachen Soldaten unterhält. Da er das aber eben aus politischen Gründen nicht öffentlich sagen kann, hat es ihm wohl schwer das Gewissen belastet, wenn man dann noch ein Interview geben soll ist es da wohl schwierig das richtige zu sagen um nicht missverstanden zu werden oder selber lügen zu müssen wie alle anderen Politiker auch. Damit ist er nicht fertig geworden.

Die Kritik an seinen Äußerungen hätte er leicht wie Du sagst etwa mit einer Pressekonferenz richtig stellen können, aber wie hätte er sie richtig stellen sollen, für einen Köhler wäre da nur die ungeschminkte Wahrheit in Frage gekommen, und die kann er sich aus politischer Raison nicht leisten, lügen will er nicht deshalb tritt er halt zurück um nicht lügen zu müssen. Und weil er den wirklichen Grund halt nicht öffentlich sagen kann/darf muß so eine windige Begründung herhalten. Schade Köhler war ja keiner aus der typischen Politikerkaste, eine solche wird es jetzt aber als Nachfolger geben.



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