Blowie hat geschrieben:
ReCoN hat geschrieben:
Du solltest nur in deinem eigenen Interesse dafür sorgen, den Anschein zu entkräften, dass du nicht in der Lage bist, eine allgemeine Kritik an einem allgemeinen Phänomen (Emotionalisierung von Autos) zu ertragen, die schon mangels Bekanntschaft kein persönlicher Angriff sein kann.
Solche Sätze sind für mich schon nicht mehr so einfach und schnell durchzulesen.
Den Witz sehe ich darin, dass ich bei Anderen ähnliche Satzbauten lese, und zwar erst seit sie studieren (in deinem Beispiel fehlen jetzt leider noch ein paar Fremdwörter, sonst hätte ich gestern wohl noch mehr dazu abgelassen). Ich sehe in sowas eine akademisierung, wie man an einer Hochschule wunderbar vorgelebt bekommt. "Komplizierter ist gleich besser, sonst würde es ja jeder verstehen und unsere Disziplin sieht dann viel zu einfach aus" (um es mal stark überspitzt auszudrücken).
Ja gut, wenn du solche Beobachtungen gemacht hast, kann ich deine Wahrnehmung nachvollziehen, und ich fände es auch ziemlich traurig, wenn Studierende sich durch ihr Studium fachlich und sprachlich nicht (weiter-)entwickeln würde. Davon abgesehen würsste ich aber auch nicht, wie ich das, was ich sagen wollte, hätte anders ("einfacher") ausdrücken sollen. Ich versuche immer, alles so zu schreiben, dass es so präzise wie möglich gehalten (Gebot der Kürze) und logisch nachvollziehbar ist (Vermeidung von Widersprüchen). Und vielleicht ist das Resultat einer kurzen, präzisen Satzstruktur - die man auch mit Nebensätzen und Begriffsdefinitionen aufblasen könnte - manchmal ein etwas erhöhter Aufwand beim Lesen. Allerdings bin ich der Meinung, dass jeder deutsche Schüler einer weiterführenden Schule in der Lage sein sollte, den obigen Satz verstehend zu lesen. Ich finde es darüber hinaus auch sinnvoller, ein paar Momente mehr Denkarbeit zu investieren, an statt von ausufernden Ausführungen über Banalitäten gelangweilt zu werden.
Und was Fremdwörter angeht kann es natürlich sein, dass sich manche gerne durch nicht zielgerichteten häufigen Gebrauch als Lexikon profilieren wollen (Vorbild: Martin Prince von den Simpsons), aber dazu zähle ich mich nicht. Trotzdem finde ich es falsch, den Gebrauch scharfer Begriffe zu vermeiden, nur um nicht komisch angeguckt zu werden. Natürlich kann man nicht erwarten, dass so etwas wie Break-Even-Point, Isoquante oder Kategorischer Imperativ sofort von jedem verstanden wird, aber darf man sie deshalb erst gar nicht nutzen und sollte lieber ungenaue Umschreibungen vorbringen, obwohl man ja etwas ganz Bestimmtes meint? Bei fremdsprachigen Texten kann es zudem auch ratsam sein, bestimmte dort zu lesende Begriffe nicht einfach in ein (einziges) deutsches Wort umzumünzen, siehe z.B. die Bedeutungsvielfalt des griechischen "logos". Auf der anderen Seite gibt es z. B. in keiner anderen Sprache als der deutschen das Wort "Bildung" (hier mal ein
exemplarischer Beleg).
Blowie hat geschrieben:
Und genau das ist schon wieder der Punkt: Warum muss man es dann noch komplizierter machen, indem man sich kompliziert ausdrückt? Ich denke sogar höher gebildete Leute ist es angenehmer, wenn Sachen einfacher Erklärt/Dargestellt werden, weil man meiner Meinung nach ein hohes Maß an Konzentration benötigt um komplizierten Darstellungen gut folgen zu können.
Das ist natürlich auch alles nur meine Sichtweise, andere würden es wahrscheinlich so schnell verarbeiten können wie ich die meisten anderen Beiträge hier.
Natürlich bin auch ich immer froh, wenn ich zum Verständnis eines bestimmten Satzes oder Buches kein neues Studium anschließen muss, aber ich bin auch immer froh, wenn ich an statt ausufernder Detaildarstellungen, die wie die sprichwörtliche "Katze um den heißen Brei" beschreiben, eine Darstellung lese, die etwas kurz und schmerzlos auf den Punkt bringt. Das hat natürlich auch Grenzen, siehe z. B. Adorno, den ich auch nicht immer verstehen kann und dessen Schreibstil ich nicht sehr schätze. Auf jeden Fall versuche ich daher auch immer, alles so zu formulieren, dass es gut verstanden werden kann, aber es kann ja auch gut sein, dass mir dies z. B. hier nicht immer optimal gelingt, nur war mir das bisher so nicht bewusst. Wie das, was man sagt, bei anderen ankommt, können einem immer nur die anderen sagen und daher bin ich froh, wenn ich mal eine so verfasste konstruktive Rückmeldung bekomme, und nicht gleich aggressive Töne angeschlagen werden
.
Ich glaube auch, dass das Problem auch dadurch entsteht, dass man in Foren schreiben muss - man kann nicht einfach sprechen, obwohl die Situation ja ähnlich wie in einem Gespräch ist. Und das Schreiben erlaubt es eben, anders als das Sprechen, Geschriebenes zu korrigieren und nochmal zu überarbeiten. In einen einzigen geschriebenen Satz kann also viel mehr Arbeit fließen, als wenn man quasi gezwungen ist, sofort eine mündliche Antwort zu geben. Und wer würde sich schon weigern, etwas Schriftliches zu überarbeiten, wenn ihm gerade eine bessere Idee gekommen ist? Am Ende stellt sich (wie hier) auch die Frage, ob man etwas nur oberflächlich anreißen will, ständige Nachfragen provoziert und Unverständnis produziert oder ob man mal etwas genau so darstellen will, wie man es meint. Ich selbst habe übrigens auch regelmäßig Probleme, Beiträge von
benno69 nachzuvollziehen, da diese oft weder Satzzeichen, Groß- und Kleinschreibung noch irgendeine für Dritte hilfreiche Struktur enthalten.
Blowie hat geschrieben:
Ich hoffe das siehst du jetzt nicht als Angriff gegen dich, der eine Satz von dir war jetzt nur ein Auslöser um eine Diskussion in die Richtung anzustoßen. Ich sehe das wie gesagt in meinem Umfeld grade häufiger und um längen krasser.
Nein, ganz im Gegenteil! Ich finde es gut, dass es doch noch möglich ist, Probleme sachlich anzusprechen und über unterschiedliche Meinungen und Wahrnehmungen zu diskutieren. Das ist meiner Ansicht nach auch einer der Sinne von (Internet-)Foren, deren Kennzeichen es seit der Antike ist, dass sich dort Menschen versammeln, die diskussionsbereit sind und sich in ihren Auffassungen unterscheiden können und dürfen.
In Flames hat geschrieben:
Es ist auch nicht so als ob ich deine Wortkonstrukte nicht verstehe, ich finde es nur einfach unnötig und für mich wirkt das in hohem Maße arrogant wie du dich gibst, gerade du schreibst das die Sichtweiße anderer akzeptiert werden sollte, aber du bist nunmal der der das am wenigsten macht.
Ich bin arrogant, weil ich es wage, Kritik zu äußern oder mal eine Frage zu stellen? Oder weil ich präzise schreibe? Oder wieso meinst du das? Ich frage ganz offen und ehrlich!
In Flames hat geschrieben:
Die Sache mit der "Emotionalisierung" will ich jetzt nicht nochmal aufreifen, die ist einfach lächerlich...klar fühl ich mich zu Dingen hingezogen die mir Spaß machen, aber das ist genauso mein Tischtennisverein, mein Fitnessstudio, mein Volleyball Verein etc.
Nochmal: Es ging überhaupt nicht nur um dich und Autos im Speziellen, sondern um den Zusammenhang von Emotionalisierung und Marketing, also um ein allgemeines Phänomen, das ich mal zur Diskussion stellen wollte.
In Flames hat geschrieben:
Darf ich mal fragen was du studierst?
Gerne (hast du übrigens vor einiger Zeit schonmal getan
): Erziehungswissenschaft und Germanistik (wahrscheinlich für die Unterrichtsfächer Pädagogik und Deutsch), auf dem Papier bin ich außerdem noch als Drittfach in Philosophie eingeschrieben, habe aber keine Zeit mehr dazu, das zu beenden.